Der Trinkvogel: Ein Physikspielzeug mit Kultstatus
Kurios sieht Einsteins trinkende Ente oder die Trinkente mit ihrem roten Kopf, dem Hut und dem dicken Hintern ja schon aus. Der erste Eindruck täuscht jedoch, denn die Trinkente, die auch unter den Namen Wippvogel, Happy Drinking Bird, Glaskolbenente oder Schluckspecht bekannt ist, ist ein ganz raffiniertes Physikspielzeug, das es seit 1976 gibt und das schon lange Kultstatus erreicht hat.
Der Trinkvogel macht Karriere beim Film
Bereits im Jahr 1951 spielte er in der Warner Brothers Cartoon Serie „Sylvester und Tweety“ mit. Der kleine gelbe Comic-Vogel Tweety verwechselt darin den wippenden Trinkvogel mit einem Artgenossen. Um sich mit ihm anzufreunden imitiert er das Wippen. Schließlich wird der Trinkvogel von einer Katze verschluckt, sodass auch diese hin- und her zu wippen beginnt. Ein Genre-Wechsel erfolgte 1979. Seitdem kann man den Trinkvogel in der Eröffnungsszene des Sciencefiction-Films "Alien" von Ridley Scott bewundern.
In den Jahren 1995 und 1998 bekam der Trinkvogel jeweils eine Rolle in der Cartoon-Serie „Die Simpsons“. In einer Folge von 1995 soll sie wippend die Computertastatur der Comicfigur Homer Simpson bedienen, der für ein Kernkraftwerk arbeitet und sich Arbeit sparen möchte. Es kommt, wie es kommen muss, und zwar zu einer Beinah-Kernschmelze. Die Verkaufszahlen des Trinkvogels stiegen trotz seines Versagens nach dieser Folge stark an.
Scheinbar ein Perpetuum Mobile
Auch wenn es so scheint: Um ein Perpetuum mobile handelt es sich beim Trinkvogel trotzdem nicht. Vielmehr ist der Trinkvogel nichts anderes als eine genial konstruierte Wärmekraftmaschine: Solange der Temperaturunterschied zwischen dem kühlen Kopf und dem wärmeren Hinterteil erhalten bleibt, wird mechanische Arbeit in Form des Wippens geleistet. Im evakuierten Innern der Trinkente befindet sich dazu eine Flüssigkeit mit einem sehr niedrigen Siedepunkt von 35 bis 40 Grad Celsius, deren Dämpfe das Innere des Trinkvogels ganz ausfüllen. Kühlt der Kopf der Trinkente ab, entsteht dort ein Unterdruck. Die Flüssigkeit aus dem Hinterteil steigt auf und die Vogel kippt nach vorne. Ist dies geschehen, können die Dämpfe aus dem Hinterteil wieder in den Kopf gelangen und dort die Flüssigkeit verdrängen. Diese fließt zurück in das Hinterteil und die Trinkende Ente richtet sich wieder auf. Solange der Temperaturunterschied erhalten bleibt, wiederholt sich dieser Vorgang immer wieder.
Wie Einstein auf den Trinkvogel kam
Seit seiner Erfindung fasziniert dieses Physikspielzeug nicht nur Wissenschaftler. So haben sich sowohl Albert Einstein wie auch der US-Präsident Herbert Hoover, ursprünglich Ingenieur intensiv mit der Trinkente beschäftigt. Wieso, so wollten sie wissen, kann sie ohne äußeren Antrieb, gleich einem Perpetuum mobile, stundenlang wippen? Weder Hoover noch Einstein konnten das Rätsel der Trinkente ohne Hilfe lösen, und darüber berichteten damals sogar die Zeitungen. Allerdings war die Trinkente damals mit Farbe bemalt, so dass man nicht in ihr Inneres sehen konnte. Angeblich entwickelte Einstein eine solche Liebe zu dem kleinen Tierchen, dass er zeitlebens ein Exemplar besaß. Dies brachte dem Trinkvogel auch den Beinamen Einsteins trinkende Ente ein.