Für Kinder, Jugendliche & Erwachsene
Wöchentlich neue Produkte
Produkte ausführlich erklärt
Sonderkonditionen für Bildungseinrichtungen

Astrolabium, Teil 2, Aufbau Vorderseite und Rückseite

Klassische Astrolabien wurden meist aus Bronze oder Messing hergestellt und hatten üblicherweise einen Durchmesser von 15 bis 20 cm, obwohl auch wesentlich größere und kleinere produziert wurden. Zweifellos gab es auch Astrolabien aus Pappe, Papier oder ähnlichen Materialien. Auf der Vorderseite des Astrolabiums gibt es zwei Teile: eine grafische Zeit-Tabelle und die stereografische Projektion des Himmels für einen bestimmten Breitengrad. Die drehbaren Teile simulieren die tägliche Drehung des Himmels.

Mater und Scheiben

Der Hauptteil eines typischen Astrolabiums besteht aus einer etwa sechs Millimeter dicken Bronzescheibe mit einer ringförmigen Vertiefung in der Mitte. Der Ring um den Rand der Scheibe (lateinisch: Limbus) ist in Grade und auf vielen europäischen Astrolabien in 24 Stunden eingeteilt, mit der Mittagszeit oben und Mitternacht unten. Astrolabien aus der islamischen Welt hatten üblicherweise keine Stundenangabe.

Im vertieften Zentrum der Scheibe (die Mater, lateinisch: Mutter) sitzt die Platte für den lokalen Breitengrad (auch Climate oder Tympan genannt). Er trägt Kreise für die Höhengrade  sowie des Richtungswinkels für einen bestimmten Breitengrad. Ältere Instrumente haben verschiedene austauschbare Scheiben mit Gravuren auf beiden Seiten, sodass das Instrument auf verschiedenen Breitengraden benutzt werden kann. Verwendet wurde die Scheibe, die dem Breitengrad des Nutzers am nächsten war.

Rete mit Sternspitzen

Über der Platte ist eine Scheibe mit verschiedenen Öffnungen angebracht (die Rete, lateinisch: Netz), sodass man die Platte darunter sehen kann. Spitzen in den Öffnungen markieren bestimmte Fixsterne. Ein Kreis zeigt die Projektion des Weges der Sonne am Himmel (Ekliptik). Der ekliptische Kreis ist in 30 Grad Sektionen eingeteilt, die die Tierkreiszeichen repräsentieren. Eine Umdrehung der Rete simuliert die Rotation der Sterne am Himmel während eines Tages. Oben an der Rete befindet sich ein Zeiger. Nicht alle Astrolabien hatten einen Zeiger; dies war abhängig vom geplanten Gebrauch.

Der Zeiger und die Rete wurden von einem Stift durch die Mitte des Instrumentes in ihrer Position gehalten und konnten über der Platte gedreht werden. Der Stift wird in seiner Position mit einem Keil gehalten (geformt wie der Kopf eines Pferdes – Schrauben waren noch nicht erfunden worden). Heutige Nachbildungen haben der Einfachheit halber dennoch häufig Schrauben.

Erläuterung zur Ekliptik: Schaut man von außen auf unser Sonnensystem, so kreisen alle Planeten auf der gleichen Ebene um die Sonne. Diese Ebene nennt man Ekliptik. Befindet man sich auf der Erde (und damit in dieser Planetenebene) und schaut in den Himmel hinauf, so ist die Ekliptik die Bahn, auf der sich die Sonne über unseren Himmel bewegt.

Die Sonne durchläuft dabei die 12 Tierkreiszeichen, also die Sternbilder, die auf der Ekliptik liegen. Offiziell gibt es übrigens 88 Sternbilder, die dazu dienen bestimmte Bereiche im Himmel gegeneinander abzugrenzen.

Entsprechend ist der ekliptische Kreis in 30 Grad Sektionen eingeteilt, die die Tierkreiszeichen repräsentieren. Eine Umdrehung der Rete simuliert die Rotation der Sterne am Himmel während eines Tages. Die Rotation erfolgt um den Himmelsnordpol.

Sternzeichen oder Tierkreisezeichen haben übrigens mit Sternbildern nicht mehr viel zu tun.

Die Rückseite

Die Rückseite des Instrumentes enthielt Gravuren mit verschiedenen Skalen, abhängig davon, wann und wo das Astrolabium hergestellt wurde. Alle Astrolabien hatten Skalen für die Winkelmessung und Skalen, um den Längengrad der Sonne für einen beliebigen Tag zu bestimmen. Es gab weitere Skalen  je nach Entscheidung des Herstellers. Beinahe alle europäischen Astrolabien und viele islamische hatten eine Skala, um einfache Probleme der Trigonometrie zu lösen (das sogenannte Schattenquadrat).

Eine Kotangens-Skala gibt es auf vielen islamischen Astrolabien, um die korrekte Gebetszeit zu bestimmen. Islamische Geräte können auch eine Skala enthalten, um die Richtung nach Mekka zu finden (Quibla), mathematische Skalen für Sinus und Kosinus oder astrologische Informationen. Europäische Instrumente hatten oft eine Skala für Umrechnungen zwischen ungleichen und gleichen Stunden (Erklärung bei Anwendung). Die Rückseite aller Astrolabien hat eine Alhidade (Dioptra, d.h. eine Visiereinrichtung zum Anpeilen), um die Höhe von Himmelskörpern zu messen.

Ein sehr gutes Video zum Thema sehen Sie hier auf Englisch vom Museo Galileo in Florenz.

Tags: A

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Ich habe die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis genommen.